Der große TV-Mehrteiler über die
Nordseeküste
Produziert für den NDR / als 60- und 90minütige Dokus. Gefördert mit Mitteln der
nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH
Teil 1 - Die Elbe von Hamburg bis Stade
Teil 2 - Die Elbe von Stade bis Cuxhaven
Teil 3 - Friesland zwischen Weser und Jade
Teil 4 - Ostfriesland zwischen Jade und Ems
Teil 5 - Nordfrieslands Utlande
Teil 6 - Nordfriesland von den Halligen bis zur Eider
Teil 7 - Von der Eider bis zur Elbe (Dithmarschen)
Teil 8 - Von der Ems zu den friesischen Seen
Teil 9 - Von der Waddenzee zum Ijsselmeer
Teil 10 - Von Amsterdam nach Zeeland
Teil 1 und 2 - Die Elbe von Hamburg über Stade bis Cuxhaven
Die Elbe ist mehr als nur ein Fluss. Sie formt Landschaften, unermüdlich in ihrer Veränderung. Ebbe und Flut des Gezeitenstroms, der mächtige Puls des Meeres, prägen die Unterelbe. Eine Region voller Gegensätze auf 100 Kilometern zwischen Hamburg und der Mündung in die Nordsee. Der zweiteilige Film folgt dem breiten Strom und seinen Nebenflüssen, erzählt von einer unerwartet bunten Welt, immer im Wettlauf von Mensch und Natur, zwischen Geschäft und Geschichte.
Beginnend am Hamburger Elbufer, wo gigantische Containerschiffe über den Elbgrund schrammen. Vorbei an Hamenfischern, denen Ebbe und Flut die Netze füllen. Einzigartig in Europa ist das Süßwasserwatt, ein Ökosystem, kostbar und bedroht wie der tropische Regenwald, direkt vor dem Hamburger Hafentor. Ein Bad im Blütenmeer bietet im Frühling das Alte Land, der größte Obstgarten Nordeuropas. Nicht weit davon retten „fliegende“ Boote Leben. Und gegenüber, am schleswig-holsteinischen Ufer, stapfen die letzten Binsenschneider durchs Watt. Ein knochenhartes Abenteuer ohne Zukunft. Fast ausgestorben und vergessen wie die Bandreißer, die einst die Butter zum Rollen brachten. In einer Zeit, als das Segeln noch kein Freizeitvergnügen war. Elbvertiefung, wandernde Inseln, die lecker-salzigen Silberlinge aus Glückstadt… ein Besuch bei jenen, für die der tiefste Punkt Deutschlands das Höchste ist. Die Elbe, die immer breiter wird, ihre Ufer nur noch durch die Fähre zwischen Glückstadt und Wischhafen verbunden. Liebevoll restaurierte Frachtsegler auf ihrer Reise durch die Zeit. In Otterndorf rollen Köpfe rund und reif, bis das Kraut sauer wird. Und die „Dicke Berta“ erzählt, warum das Leuchten ihrer Augen verloschen ist… und viele Geschichten mehr. Bei Cuxhaven, verlässt die Elbe ihr Flussbett und vereint sich mit der rauen See. Hier endet die Reise über den großen Strom und seine Nebenflüsse. Eine Reise mit den Gezeiten, zwischen Ebbe und Flut.
Teil 3 - Friesland zwischen Weser und Jade
Die beiden Teile 3 und 4 erzählen in opulenten Bildern, wofür das Land der Friesen zwischen Weser und Ems steht - gestern und heute. Er zeigt eine unerwartet bunte Welt zwischen Ebbe und Flut, eine Region, die nicht still stehen wird, solange die Gezeiten kommen und gehen. Eine Gegend, in der Menschen ein bis zwei Meter unter dem Meeresspiegel leben. Wo die Entwicklung geprägt ist von Fischfang und Schiffbau, Torfabbau und Landwirtschaft. Küsten- und Fehnorte wurden zu bedeutenden Handelsplätzen, ostfriesische Schiffer gehörten zu den besten Seeleuten der Welt. Bis heute sind die Geschichten lebendig von Bootsbauern und Reedern, von Schmuggel und Hochseeschifffahrt, von Teeimport, Inselleben und dem endlosen Kampf mit der See.
Ausgangspunkt der Reise im Teil 3 durch das niedersächsische Friesland ist das Land Wursten am östlichen Ufer des Mündungstrichters der Weser - da wo ein findiger Fischer die Krabbenpulmaschine erfand. Die Krabben heißen dort auch Granat, gefangen von einer bunten Kutterflotte aus den kleinen Sielhäfen. Ihr Revier ist das Wattenmeer, eine amphibische Welt. Bei Niedrigwasser kommt man trockenen Fußes über den Meeresgrund, begegnet Austernfischern auf den Salzwiesen und findet im Hinterland Röhrkohl - eine seltene Delikatesse. In Bremerhaven hütet die Schiffahrts-Compagnie drei Oldtimer aus der großen Zeit der Dampfschiffe, wie den Dampfeisbrecher „Wal“, der seit 70 Jahren noch immer in Fahrt ist. Auf einem Patrouillenboot der Küstenwache geht es weseraufwärts zur alten Hansestadt Bremen. Bis dorthin, rund 80 Kilometer weit, reichen Ebbe und Flut, der Puls des Meeres, der auch in die Nebenflüsse hinein schlägt, wie in die Hunte. Auf ihr können Frachtschiffe nur bei Hochwasser fahren, nach Oldenburg. Sogar das Zwischenahner Meer, das eigentlich ein See ist, hat Verbindung zur Nordsee. Über die Jade gelangt man von Oldenburg zum Jadebusen mit dem weltweit einzigen schwimmenden Moor, weiter nach Butjadingen, zum Künstlerort Dangast und seinem originellen Kapitän. Mitten im Jadebusen steht der Leuchtturm Arngast, dessen Lampe immer mal wieder gewechselt werden muss. Die Prikkenwege draußen in der Jademündung führen über das Wattenmeer zur Minsener Oog, einer kleinen unbewohnten Insel mit Vogelschutzstation. Wilhelmshaven mit seinen mächtigen alten Marineanlagen, der moderne Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port und das verträumte Hooksiel sind weitere Ankerpunkte auf der Filmreise durch diese ganz eigene Region im Strom der Gezeiten.
Teil 4 - Ostfriesland zwischen Jade und Ems
Westlich der Jade erstreckt sich Ostfriesland bis hin zur niederländischen Grenze. Davor liegen die Ostfriesischen Inseln wie Wellenbrecher in der Nordsee. Weit im Süden verbindet der Küstenkanal Weser und Ems mit dem Ruhrgebiet. Zwischen Wattenmeer und Kanal liegt ein Land voller Leben und Geschichten: Von Menschen wie dem Bootsbauer, der noch immer Schiffe baut wie die Fehnschiffer vor mehreren Hundert Jahren oder von dem Mann, der sein Leben historischen Orgeln gewidmet hat - in der reichsten Orgellandschaft der Welt. Auf der Ems wüten unermüdlich Baggerschiffe, damit die Meyer Werft in Papenburg wieder einen neuen Kreuzfahrtriesen aufs Meer schicken kann. Ein Gigant im Ver-gleich zu den alten Torfmutten der Fehnschiffer. Diese plumpen Boote machten die Erschließung der Moore und Sümpfe Ostfrieslands erst möglich. Sie waren auch der Beginn eines heute weltweit florierenden Reedereigeschäfts an der Ems. Dass Schlickschlittenfahren mehr als ein Touristenspaß ist, zeigt ein alter Fischer am Dollart, dem Meerbusen an der Grenze zu den Niederlanden. Anders als die Muschelfischer: Ihre starken Kutter sind aus Eisen, ihr Fang viele Tonnen schwer. Warum bringen sie ihn statt nach Hause wieder ins Meer? Große Kulleraugen tauchen im Emstrichter aus dem Wasser auf, Seehunde, die den traditionellen Plattbodenschiffen hinterherschauen. Vielleicht ist auch der kleine Heuler unter ihnen, den der Wattenjäger im Frühjahr aufgelesen hat. Friesische Häuptlinge und friesische Freiheit, Krimis und Ostfriesentee, gewaltige Sturmfluten, Deiche und Küstenschutz, die ewige Wanderung der Inseldünen - es gibt viel, was diese Region so einzigartig macht, das Land der Ostfriesen, Land im Gezeitenstrom.
Teil 5 - Nordfrieslands Utlande
Nordfriesland - rauhe, karge Gegend im äußersten Norden Deutschlands. Ein Land im ewigen Wechsel der Gezeiten, wo die Macht des Meeres das Leben schon immer geprägt hat. Der Film erzählt von der herben Schönheit dieses Landes und der Unverwechselbarkeit seiner Menschen, von Inseln und Halligen, von Meer und Marschen.
Die raue Schönheit der eher kargen Landschaft prägt das Bild Nordfrieslands: Utlande, das äußere Land, eine Region, die von Wasser durchzogen ist - versteckt im Alltag, belebt im Takt der Gezeiten, zwischen Ebbe und Flut. Dort, wo Einsamkeit und Stille ist, beherrscht seit Jahrtausenden die größte Naturkraft alles Leben: das Meer. Es formt die Watten und Marschen, die Inseln und Halligen - bis heute.
So eigen und unverwechselbar dieses Land ist, so eigen und unverwechselbar sind die Menschen, die dort leben. Traditionsbewusst und stolz, aber auch schrullig und eigensinnig. Ihre Existenz ist gezeichnet vom jahrhundertelangen Kampf gegen die alles verschlingenden Sturmfluten, vom ungezähmten Willen, sich gegen die Macht des Meeres zu behaupten, sich nicht zu unterwerfen. Der Film stellt einige von ihnen vor: Emil Nolde, der immer wieder mit dem Boot über flutgetränkte Wiesen stakte, der das Wesen der Utlande und seiner Bewohner im Bild festgehalten hat. Den Deichgrafen, der mit Pumpen, Siel und Gräben Tag für Tag gegen das „Absaufen“ ankämpft. Den Hüter der letzten, noch aktiven „Vogelkoje“ auf der Insel Föhr. Früher wurden hier tausende von Enten in die Falle gelockt … um dann als Pastete in Konserven zu landen. Den Tischlermeister auf der Hallig Langeneß, der eine selbst gezimmerte Segellore aufriggt, ein vom Wind angetriebenes Schienenfahrzeug. Das einspurige Gleis ist die Verbindungsbahn der Halligbewohner mit dem Festland. Auf Sylt entdeckt man zwischen Sandkörnern einen höchst lebendigen Mikrokosmos unter den Füßen, die Vielfalt amphibischen Lebens im Watt. Und das Geheimnis der Sylter Austern geht auf pazifische Einwanderer zurück … draußen bei Ebbe im Wattenmeer. Zu den ältesten nordfriesischen Bräuchen gehören haushoch lodernde Feuer im Februar. Mit dem „Biikebrennen“ nahmen früher die Frauen der Inseln und Halligen Abschied von ihren Männern, die auf Walfang fuhren. Auf Amrum und Föhr erzählen die Grabsteine von ihnen und ihren Schicksalen. Im Winter sorgte Kuhmist für warme Stuben - getrocknet, als Brennmaterial. Und der mit Salzwasser getränkte Torf aus dem Wattboden lieferte kostbares Friesensalz.
Teil 6 - Nordfriesland von den Halligen bis zur Eider
Nordfrieslands Süden, ein Land am Meer und im Meer, von mächtigen Gezeitenströmen durchzogen, bevölkert von einem ganz eigenen Menschenschlag, ist einzigartig. So rau und klar, wie Land und See, sind auch die Menschen, die diese Gegend formten und immer noch formen. Der Film zeigt ihre wundersame Welt im Norden Deutschlands.
Hier gibt es Warften, Deiche, neugewonnenes Land, aber auch große, starke Gezeitenströme, die ständig wandern, an Inseln und Halligen nagen. Und es gibt die Watten, einst Küstenland, das sich das Meer zurückgeholt hat. Der Film zeigt eine Landschaft, die einzigartig auf der Welt ist, von der UNESCO geadelt. Geformt und geprägt haben es auch die Menschen: stolz und stur, schrullig oder gar „hinter dem Mond“. Viele von ihnen leben über Generationen hinweg in ungewöhnlichen Geschichten, denken „anders“, oder jagen kuriosen Ideen nach. Menschen wie der Bauer und Gelehrte Hans Momsen, für den Husumer Dichter Theodor Storm in seinem „Schimmelreiter“ Vorbild der Figur des Deichgrafen Hauke Haien. Im Hauke-Haien-Koog sorgen heutzutage „Gänselotsen“ für die sichere Straßenüberquerung von tausenden Rast- und Nistgästen. Weiter draußen, von der Nordsee umspült, doch mit dem Festland verbunden, liegt die Hamburger Hallig und nebenan Gröde, die kleinste Gemeinde Deutschlands. Die Kirche von Hallig Hooge wurde auf Sand gebaut aus Steinen und Brettern untergegangener Kirchen. Vor Nordstrandischmoor stolpert man über versunkene Legenden: Brunnenringe und Scherben… bis man schließlich die vor Jahrhunderten versunkenen Glocken des legendären Rungholt zu hören meint. In der Einsamkeit des Wattenmeers leben die Menschen wie Einsiedler auf Süderoog - immerhin zu zweit. Sie versorgen sich selbst, schlachten ihr Vieh und kämpfen um jeden Meter Halligland - gegen Wind, Fluten und drohenden Untergang. Ihr Lohn sind riesige Bernsteine und atemberaubende Stille. Wie zu Zeiten der berühmten und reichen Kapitäne Nordfrieslands segelt ein traditionelles Plattbodenschiff durch die Priele, vorbei auch an Norderoog, wo junge Leute in bunten Regenmänteln durch die Fluten waten, fast bis zum Hals im Wasser. Sie bauen nur mit ihren Händen vom Winter zerstörte Lahnungen auf. Dank ihnen wächst die winzige Hallig wieder. Auch hinter dem Seedeich, am nordfriesischen Festland begegnet man auf Schritt und Tritt den Gezeiten: Im Beltringharder Koog holt man die Nordsee sogar absichtlich ins Land. Der Aufwand ist groß, um durch die so entstandene künstliche Salzwasserlagune einen einzigartigen Lebensraum für alle Tiere des Wattenmeeres sowie seltene Vogelarten zu schaffen. Noch weiter drinnen im Land trägt die Flut Schiffe ins Dock; doch bei Ebbe fällt der Husumer Hafen zweimal am Tag vollkommen trocken. Auf dem zur Halbinsel gewachsenen Eiderstedt thronen noch heute Haubarge auf den Warften - mächtige reetgedeckte Bauernhäuser, besonders widerstandsfähig gegen die Naturgewalten. Der letzte Wärter vom Westerheversand kann immer noch nicht von seinem Leuchtturm lassen. Gleich nebenan pustet der Wind Strandsegler über die trocken gefallenden Sände vor St. Peter-Ording. Und im Sönke-Nissen-Koog erzählt ein Bauer, warum man hier das leuchtende Grün der Dächer pflegt, das Vermächtnis eines weiteren eigensinnigen Nordfriesen.
Teil 7 - Von der Eider bis zur Elbe (Dithmarschen)
Dithmarschen, das Land zwischen Eider und Elbe ist noch immer vom Einfluss der Gezeiten der Nordsee geprägt. Die Eider trennt die Dithmarscher von den Nordfriesen. Sie trägt die Wassermassen der Nordsee tief ins Land hinein. Hier mischen sich Jahrhunderte altes Brauchtum mit modernster Technik - im Einklang mit der unverwechselbaren Natur des Küstenlandes im Norden. Der Film zeigt vor allem die weniger bekannten Seiten dieser Landschaft.
Seit Jahrhunderten trennt die Eider Nordfriesen und Dithmarscher. Sie trägt die Wassermassen der Nordsee tief ins Land hinein. Das hat Land und Leute geprägt, aber auch enorme Verwüstungen gebracht. Heute ist der Gezeitenstrom durch Deichbau und Eidersperrwerk weitgehend gebändigt. Trotzdem beeinflusst er noch immer das Leben, an der Küste wie im Binnenland.
Im Flussgebiet von Eider, Treene und Sorge versanken früher reihenweise Erntemaschinen auf „schwimmendem“ Boden, praktisch verschluckt vom nassen, ursprünglichen Moor, das keinen Meter tief unter dem Ackerboden lauert. Heute ist es ein Natur- und Vogelschutzgebiet, in dem die Landwirte zur Mahd im Zickzack über ihre Wiesen fahren. Ganz in der Nähe beringen „Storchenmenschen“ alljährlich ihre Kunden - in luftiger Höhe, direkt im Nest. Dort wo die Treene in die Eider mündet, erbauten holländische Wasserbaumeister 1621 in der nassen Einöde eine städtebauliches Kleinod mit seinen Grachten: Friedrichstadt, bis heute fast unverändert. 300 Jahre zuvor fuhren noch Wikingerboote und Hanse-Schiffe von der Flut getragen Eider und Treene hinauf bis nach Hollingstedt, von wo aus Waren weiter zur Ostsee befördert wurden. Hier holen Fischer ihre Reusen ein; weit im Binnenland richtet sich ihre Arbeitszeit nach den Gezeiten. Noch immer nagen Ebbe und Flut am Flussufer. „Buschkisten“ sollen es vor dem Hochwasser schützen. Die zerstörerische Gewalt des Nordseewassers halten die Männer am Eidersperrwerk in Schach, dem mächtigsten Küstenschutzbauwerk in Schleswig-Holstein. Seit es dieses Sperrwerk gibt, hat das malerische Tönning seine eigenen Gezeiten und mancher Freizeitkapitän bleibt dort ungewollt im Hafenschlick sitzen.
Südlich der Eider, bis hin zur Elbe erstreckt sich Dithmarschen - einst freie Bauernrepublik mit mächtigen Kirchen. Die Kirche von Meldorf nennt man noch heute den „Bauerndom“. Zur Traditionspflege gehört in Albersdorf der historische Schwertertanz. Historisch ist auch der Beruf der Reetdachdecker - und sie machen sich Sorgen um den Fortbestand ihres Handwerks. Auf weiten Kögen haben die Dithmarscher dem Meer fruchtbaren Ackerboden abgerungenen. Hier rollen Köpfe soweit man schaut - im größten Kohl-Anbaugebiet Deutschlands. Und weil man vom Kohl nicht genug bekommen kann, züchten Wissenschaftler in Marne immer neue Sorten.
Die kleine Hafenstadt Büsum war früher eine Insel im Wattenmeer - dort, wo sich scheu und verborgen Robben, Schweinswale, Rochen und Störe tummeln. Bis zum Bauch im Wasser watend holt man hier auf ganz altmodische Weise die kleinen Krabben aus den Prielen. Seit Generationen ist dieses „Gliebfischen“, bekannt und beliebt - wie so viele Traditionen in Dithmarschen.
Teil 8 - Von der Ems zu den friesischen Seen
Dünen, Deiche, Dämme und Sperrwerke - ohne sie würden die Niederlande im Wasser verschwinden. Ein Land, das zu großen Teilen unterhalb des Meeresspiegels liegt. Und das Wasser ist allgegenwärtig. Es bedeutet größte Gefahr, ist aber auch der größte Schatz des Landes: hunderte Kilometer Küste und Strände, boomende Wirtschaftshäfen, Flüsse, Kanäle, unzählige Binnenseen und die Nordsee - die Landschaft der Niederlande ist einzigartig. Ihr und ihren Menschen, ihren Geschichten und Traditionen ist dieser Film auf der Spur.
Unter Segel auf einem traditionellen Plattbodenschiff geht es von der Ems aus über die Kanäle und Seen quer durch die Provinzen Groningen und Friesland bis zum Ijsselmeer … und auch ins Wattenmeer hinaus zu den „Waddeneilanden“, den westfriesischen Inseln. Wo sonst kann man im Schlick nach versunkenen Inseln suchen oder wilde Orchideen bestaunen? Donnernder Hufschlag auf Ameland: zehn kraftstrotzende Pferde im Gespann vor einem Rettungsboot, das sie wie zu alten Zeiten über Land und Strand ans Meer ziehen. Auf Terschelling forschen Wissenschaftler und schießen mit Kanonennetzen auf Gänse. Und junge Frauen eifern hier dem großen Seefahrer und Entdecker Willem Barents nach.
Während dessen treffen sich auf den friesischen Binnenmeeren raue Kerle zur Skutsje-Regatta. Nur wer einem alten Schiffergeschlecht angehört, darf mit an Bord zur alljährlichen Wettfahrt der dickbauchigen Frachtensegler. Überhaupt scheinen in den Niederlanden Schiffe Vorfahrt zu haben: Vor hochgezogenen Brücken stauen sich Autos, Fahrräder und Fußgänger. Wer es sich leisten kann, zieht gleich aufs Wasser, zum Beispiel in ein selbst entworfenes, schwimmendes Haus. Ein Kunstmaler in Leeuwarden hat sich einen alten Lastkahn restauriert - mit Wohnung, Atelier und Gästezimmern für Touristen.
Sie ist kurzweilig, die filmische Reise einmal quer durch den Norden der Niederlande. Und das Wasser ist überall. In IJlst wässert der Sägemüller noch heute sein Holz im Fluss, dicke Baumstämme, die er noch immer nur mit Windkraft sägt. Und wenn der Wind nicht weht, schaut er den Fierljeppern zu. Fierljeppen ist Nationalsport in Friesland: Stabweitsprung über das Wasser. Allerdings muss man dabei auch noch klettern können wie ein Affe. Ein irrer Sport. Skurril wie das „Kuhkuscheln“ oder auch das Kaatsen, eines der ältesten überlieferten Ballspiele überhaupt. Eine Reise von der Ems zu den Inseln und Meeren Frieslands.
Teil 9 - Von der Waddenzee zum Ijsselmeer
Im Norden die Waddenzee und die friesischen Meere, im Süden das Zeeland-Delta und dazwischen das Ijsselmeer. Die Niederlande sind durch die verschiedensten Landschaften geprägt, entstanden durch die Urgewalt des Wassers, geformt vom Menschen, der seit Jahrhunderten ankämpft gegen Hochwasser, Sturm und Flut.
Das Ijsselmeer ist eines seiner jüngsten Werke. Vor hundert Jahren noch eine riesige Nordseebucht, die Zuiderzee, die vom Meer abgetrennt zu einem Süßwassersee geworden ist. Große Teile sind heute Polderland, bis zu fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Darüber thronen - nun weit im Binnenland - die alten Inseln Urk und Schokland. Schokland zählt zum Weltkulturerbe und Urk wird bewohnt von Menschen, die noch immer ihr abgeschiedenes Inselleben führen. Sie bewirtschaften den alten Meeresboden um sich herum und stoßen beim Graben gelegentlich auf gestrandete Schiffe ihrer Vorfahren.
Rund um das Ijsselmeer, durch die Provinzen Nordholland, Flevoland und Overijssel geht es um Menschen und Geschichten, die vom Gezeitenmeer geprägt sind, vom Leben am und mit dem Wasser. In Kampen ist es ein Zigarrenmacher, der früher seinen Tabak aus dem Seehandel bezog, als Kampen noch ein Nordseehafen war. Als die Gezeiten über die Ijssel weit ins Binnenland hinein griffen, wuchsen Orte wie Giethoorn aus der Moorlandschaft heraus, das „Venedig des hohen Nordens“. Im Nationalpark „De Weerribben“ flattert einer der seltensten Schmetterlinge Europas vor die Kameralinse. Nobel wird es auf der Huisman-Werft in Vollenhove, die royale Yachten baut - Superschiffe für Superreiche aus modernsten Materialien. Ganz anders die Batavia-Werft auf dem jungen Flevolandpolder. Originalgetreu rekonstruiert man hier vom Segel bis zur Holzplanke historische Schiffe der Ostindien-Kompanie, die den Niederlanden im sogenannten goldenen Zeitalter des 17. Jahrhunderts Weltruhm und Reichtum einfuhren. Einmal im Jahr treffen sich in Erinnerung daran die großen Frachtensegler zum „Klipperrace“, der größten Regatta auf dem Ijsselmeer. Ihren Hauptsitz hatte die Ostindien-Kompanie in Amsterdam, dort, wo auch der Amsterdamer Pegel „erfunden“ wurde.
Der Film zeigt das älteste bespielbare Glockenspiel und seinem Klokkenisten, die künstliche Festungsinsel Pampus und den Beemster Polder. Stark und geschickt sind die Käseträger in Alkmar und Edam, und das Nordholländische Dünenreservat entpuppt sich als riesiger Trinkwasserfilter. Enkhuizen und Medemblik sind die Touristenorte in der Provinz Nordholland - malerisch und früher sehr bedeutend. Wie auch Hoorn, die Stadt, aus der die waghalsigen Kap Hoorniers aufbrachen. Vorräte und Wasser für die lange Reise bunkerten sie auf der Reede vor Texel, der Nordseeinsel der strandräubernden Jütter und putzigen Schafe. Einmal auf ihren platten Rücken gekullert, strampeln sie um ihr Leben. Skurril, wie fast alle Begegnungen auf dieser Filmreise rund um das Ijsselmeer.
Teil 10 - Von Amsterdam nach Zeeland
Gigantische Küstenschutz- und Sperrwerke, Kanäle und Schleusen: das sind die Wahrzeichen Zeelands, der südwestlichen Provinz der Niederlande. Von Amsterdam aus folgt der Film der südholländischen Nordseeküste bis in das vielarmige Mündungsdelta von Rhein, Maas und Schelde. Ein dicht bewohntes Gebiet, jahrhundertelang bedroht vom Hochwasser der Flüsse, von Sturm und Nordseeflut. Um hier zu siedeln, musste es entwässert werden. Noch heute drehen sich in Kinderdijk die Flügel von 19 Poldermühlen im Wind, so wie vor 300 Jahren. Sie pumpen das Wasser aus dem flachen, nassen Land - ein UNESCO Weltkulturerbe. Und als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet der Volksmund die Sturmflutwehre der Deltawerke - errichtet nach der mörderischen Flut von 1953. Fast 50 Jahre haben die Niederländer an diesem einzigartigen Schutzsystem gebaut. Mit ihm ist die stürmische Nordsee quasi ausgesperrt. Nicht aber die Kraft der Gezeiten: im Nationalpark „De Biesbosch“, 80 Kilometer landeinwärts, steigt und fällt das Wasser mit der Tide. Er ist das größte Süßwassergezeitengebiet der Welt. Nebenan ziehen wandernde Sanddünen noch heute mitten durch das Land.
Vielgestaltig und farbenfroh ist die südholländische Gezeiten-Küste, auch weil hier die meisten Tulpen blühen. Ob als Zwiebel oder blau ausgefranst, die Blumenproduktion ist rekordverdächtig, so wie ihre Bedeutung für die Wirtschaft. Blumen, Drehorgeln, Wasserbauer und Mühlen: das ist Holland. In Schiedam gibt es die höchsten traditionellen Windmühlen der Welt. Sie mahlen Getreide für den berühmten Jenever - seit vielen hundert Jahren, damals, als Rembrandt seine Farben vom Müller kaufte. In Leiden hat er gelebt, nicht weit von Delft, wo Vermeer sein Atelier hatte und wo noch heute das "Delfter Blau" überall präsent ist. In Rotterdam machen die größten Containerschiffe der Welt fest ... während ein gelber Stadtbus voller Touristen mit Schwung ins Hafenbecken eintaucht. Ganz im Süden ist Zeeland, zusammengewachsen aus vielen Inseln. Walcheren ist eine von ihnen, mit eigenwilligen Trachten, reitenden Ringstechern, den einst großen Orten Middelburg und Vlissingen und alten Segelschiffen, die übersetzt "Hocharsch" heißen. Doch nicht alle Inseln und Orte haben Stürme und Fluten überlebt: Oud-Rilland versank im Gezeitenschlick und taucht gerade wieder auf - in der Westerschelde, von Ebbe und Flut angehoben. In der Osterschelde ist Erntezeit: Herz- und Miesmuscheln stehen auf dem Speiseplan und eine veredelte Auster, gewachsen dort, wo die Filmreise entlang der niederländischen Küste zu Ende geht. Eine Reise mit den Gezeiten - zwischen Ebbe und Flut. Immer auf der Spur kleiner und großer Geschichten vom Leben mit dem Meer und dem Kampf gegen seine Gewalten. Ein gefahrvolles aber auch reiches Leben, das die Menschen überall an der Nordseeküste geprägt hat, von Dänemark bis nach Belgien - und das sie bis heute verbindet.