Tiefsee-Forschung auf der „Sonne“

Manganknollen im Visier - Wie reagiert die Tiefsee?

Konkret geht es um Manganknollen, hunderte Millionen von Dollar wert - lose verteilt am Grund des Südpazifiks zwischen dem Äquator, Mexiko und Hawaii. Ein Gebiet, das so groß ist wie Europa. Einige Staaten haben dort am Meeresgrund bereits Anspruchsgebiete, so genannte Claims, abgesteckt. Eine Kartografie wie aus der Kolonialzeit. Auch Deutschland ist dabei.

Doch bevor die erste Manganknolle aus den Tiefen gefördert werden darf, müssen die Auswirkungen eines großflächigen Eingriffs in die fragilen Systeme der Tiefsee klar sein. Das Problem an der Sache: noch ist dieser Teil der Erde - der immerhin 60% der Erdoberfläche entspricht - so gut wie unerforscht. Also quasi eine Umweltverträglichkeitsstudie in einer noch völlig fremden Welt… die letztlich auch die Wissensgrundlage sein wird, für den jetzt beginnenden Tiefseeumweltschutz.

Expedition ins Schwarze Meer

Beitrag für "W wie Wissen" (ARD) über Methangas

Die Ursachen des weltweiten Klimawandels sind noch weitgehend unerforscht. Jetzt sind deutsche Wissenschaftler einen Schritt weiter gekommen: in der Tiefsee. Sie haben entdeckt, dass Gasaustritte am Meeresboden entscheidende Auswirkungen auf unser Klima haben. Zum ersten Mal dürfen sie auf einem Forschungsschiff vor der Küste Russlands, Georgiens und der Ukraine Untersuchungen in der Tiefsee durchführen.

Nirgendwo auf der Erde lagert oberflächennah mehr Methan als in dem nahezu sauerstofffreien, an den meisten Stellen mehr als 2000 Meter tiefen Meeresbecken zwischen Kleinasien und Südosteuropa - dem Schwarzen Meer. Bestes Forschungsgebiet für die Meeresgeologen um Gerhard Bohrmann.

Tief unten im Meer gehen Methan und Wasser eine einzigartige Verbindung ein: Sie bilden eine Substanz (Methanhydrat), die wie Eis aussieht. Wenn man es anzündet, brennt oben in einer blutroten Flamme das Gas, unten läuft das Wasser heraus. Die Verbindung ist sehr instabil, gehalten nur durch den hohen Druck und die niedrigen Temperaturen am Grund der Weltmeere, vor allem im Bereich der Kontinentalränder. Methanhydrat zementiert dort weite Flächen der ansonsten wenig verfestigten Meeresablagerungen. Eine Zersetzung der Gashydrate, etwa durch Erwärmung des Meereswassers, könnte zum Abrutschen großer Erdmassen und damit verbundenen Flutwellen führen. Katastrophal wären auch die Auswirkungen auf das Klima: Methan ist ein Treibhausgas - 30mal effektiver/gefährlicher als Kohlendioxyd.

Zwei Wochen lang begleitet unsere Kamera Bohrmann und sein Team auf einer Expedition ins Schwarzen Meer. Niemand an Bord weiß, was der Tiefseeroboter und die Greifer aus 1500 Metern Tiefe an Deck holen. Die Deutschen forschen gemeinsam mit Wissenschaftlern anderer Länder - darunter Türkei, Georgien und Russland. Niemand ahnt bei Beginn, was genau auf sie zukommen wird - wissenschaftlich gesehen. Auch das Schiff, das russische Forschungsschiff RV PROFESSOR LOGACHEV, trägt seinen Teil zum Abenteuer bei.